Diskussionsveranstaltung zur Offenen Ganztagsschule am 29.6.2005 in St. Augustin | |||||||
Am vergangenen Donnerstag nahmen über 40 interessierte Sankt AugustinerInnen an der Podiumsdiskussion zum Konzept der Offenen Ganztagsgrundschulen (OGS) in Sankt Augustin teil, zu der der Stadtelternrat Sankt Augustin eingeladen hatte.
Die eingeladenen DiskutantInnen aus Politik und Verwaltung, Konrad Seigfried (Leiter des Dezernats III der Stadtverwaltung), Marika Roitzheim (CDU), Heinz-Willi Schäfer (SPD), Wolfgang Köhler ( Bündnis 90/ Die Grünen) und Jürgen Kammel (FDP) sahen sich zu Beginn mit den äußert fundierten und engagiert vorgetragenen Erfahrungen des Direktors der Peter-Härtling-Patenschaftsschule in Langenfeld, Herr von zur Gathen konfrontiert. |
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Er schilderte in bewegenden und aufrüttelnden Worten die Geschichte seiner Schule, die in einer ebenfalls CDU regierten Stadt seit fast 10 Jahren konsequent und mit viel Erfolg den Weg zu einer Ganztagsschule beschreitet im Einvernehmen von Eltern, Schule und Politik. Sein Vortrag führte bei verschiedenen Gästen und der Vertreterin der CDU, Frau Roitzheim, zu der spontanen Äußerung: "Dann ziehen wir halt nach Langenfeld...". Jenseits der bitteren Ironie - im Gegensatz zum unter Haushaltskuratel gestellten Sankt Augustin, kann Langenfeld noch frei über seinen städtischen Haushalt entscheiden - fasste diese Meinungsbekundung aber bereits das wesentliche Ergebnis des Abends für viele der Anwesenden treffend zusammen; dazu die stellvertretende Vorsitzende des Stadtelternrates, Sybille Greszkowiak: "Das Beispiel der Peter-Härtling-Patenschaftschule in Langenfeld zeigt deutlich, dass die OGS mehr sein kann als eine Abstellkammer für unsere Kinder, nämlich tatsächlich ein pädagogischer Gestaltungsraum und Zugewinn. Ob das auch in Sankt Augustin tatsächlich gelingen kann, wird wesentlich von den handelnden Akteuren vor Ort hier in Sankt Augustin abhängen." |
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In der anschließenden Diskussion wurde überdeutlich, dass mit der Umsetzung des Konzepts der OGS in Sankt Augustin Neuland beschritten wird, das große Chancen für viele Sankt Augustiner Kinder ermöglichen kann. Ob diese Chancen auch tatsächlich genutzt werden können, wird nicht unwesentlich dadurch bestimmt werden, ob es bei den Verantwortlichen zu einer gemeinsamen Meinungsbildung und Handlungsorientierung kommen wird...
Für den Moment sah sich der zuständige Fachbereichsleiter Konrad Seigrfied, gerade glücklich fertig mit der Erstellung des OGS-Entwicklungskonzepts, zu seiner eigenen und der Überraschung vieler Anwesender jedenfalls erst einmal mit dem engagiert vorgetragenen Plädoyer der CDU-Vertreterin Frau Roitzheim für die Erhaltung der Horte konfrontiert, relativierend unterstützt durch den Vertreter der FDP, Herrn Kammel. Befragt, ob sie diesbezüglich neue Erkenntnisse aus ihrer eigenen Partei habe, die seit einigen Wochen die Regierung in Düsseldorf stellt, antwortete sie mit dem Hinweis, da solle man doch bitte erst einmal die 100-Tage-Schonfrist ins Land gehen lassen... Deutlich wurde in den Statements der übrigen Parteienvertreter, dass die Gestaltung der OGS keinen Aufschub mehr zulasse, wenn Sorge dafür getragen werden soll, dass "die OGS in Sankt Augustin soziale Vielfalt biete und nicht zum soziale Brennpunkt" degenerieren soll. Herr Seigfried, der in diesem Zusammenhang mehrfach auf die bereits bestehenden Erfahrungen in der Stadt und das Entwicklungskonzept zur OGS hinwies, wehrte sich vehement gegen den mehrfach geäußerten Eindruck, dass das Konzept der OGS aufgrund mangelhafter Qualitätsstandards und Anforderungen an die eingesetzten BetreuerInnen eine "Light-Version" bisheriger Hort-Standards sei. Vielmehr werde bereits heute bei den bestehenden zwei OGS in Sankt Augustin die Erfahrung gemacht, dass auch Menschen ohne pädagogische Fachausbildung aber mit praktischer Erfahrung z.B. in Sportvereinen und fachlicher Qualifikation z.B. im Musikbereich sehr wohl in der Lage seinen ein qualifizierte Betreuung der Kinder sicher zu stellen. Eine wirklich überzeugende Antwort auf die Frage, ob und wie dies auch weiterhin gelingen könne, wenn die für 2007 angestrebte Zahl von 700 Kindern zukünftig in OGS in Sankt Augustin betreut werde, blieb er allerdings nach Meinung vieler Anwesender schuldig - zu einem Zeitpunkt an dem weitere wichtige Fragen, nämlich z.B. die der erforderlichen Räumlichkeiten oder der erforderlichen Finanzierung noch gar nicht erörtert waren. So wies Heinz-Willi Schäfer darauf hin, dass just am Donnerstag der Rat der Stadt Bonn darüber berate, den städtischen Anteil pro OGS-Platz von derzeit rund € 1.800,- auf € 2.000,- pro Jahr zu erhöhen, während in Sankt Augustin aktuell und perspektivisch lediglich € 1.230,- zur Verfügung stehen. Angesichts der realen gesellschaftlichen und Haushaltssituation und jenseits des pädagogisch Wünschenswerten formulierte Wolfgang Köhler zum Abschluss sein momentanes Fazit "in pragmatischer Bescheidenheit": "Lieber eine OGS für Viele als eine echte Ganztagsschule für Wenige." Der Leiter der Peter-Härtling-Patenschaftschule in Langenfeld, Herr von zur Gathen gab, zum Schluss der Debatte nach einem Tipp für die Sankt Augustiner Verantwortlichen gefragt, zur Antwort, dass bei aller Haushaltsnot eins nach Möglichkeit nicht passieren dürfe: "Sparen beim Bildungsauftrag" Die stellvertretende Vorsitzende des Stadtelternrates, Sybille Greszkowiak, formulierte ihr persönliches Resümee wie folgt: "Nur in einer gemeinsamen Anstrengung engagierter Eltern, einer kreativen Verwaltung und verantwortungsvoller PolitikerInnen, die bereit sind, über den eigenen Tellerrand und den kommenden Tag hinaus zu denken, werden wir die große Aufgabe der Gestaltung der OGS zum pädagogischen Entfaltungsraum auch in Sankt Augustin meistern können. Wir als Stadtelternrat stehen hierzu den Verantwortlichen aktiv zur Verfügung." |
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