Empirische Studie über den Erfolg von Übergangsempfehlungen der Grundschulen | ||||
Die referierten forschungsstatistischen Befunde der repräsentativen PISA 2000-Daten sprechen eine recht eindeutige Sprache, sowohl für Nordrhein-Westfalen als auch das Bundesgebiet insgesamt: Die Schulformabsteiger weisen zum überwiegenden Teil Grundschulempfehlungen für Schulformen auf, an denen sie letztlich gescheitert sind.
Das Risiko, aufgrund einer falschen Grundschulempfehlung einer nicht geeigneten, weil zu hohen Schulform (zwischenzeitlich) zugewiesen zu werden, ist um ein Vielfaches größer als aufgrund übersteigerter Bildungsansprüche der Eltern an einer nicht geeigneten Schulform angemeldet zu werden. Grundschulempfehlungen erweisen sich damit als nicht nur hochgradig sozial selektiv, wie vielfach in der Forschung dokumentiert, sondern zudem auch als wenig reliabel. Die Schulformabstiege als Begründung für eine Aushöhlung des Elternrechts auf freie Wahl der weiterführenden Schule in der Sekundarstufe I anzuführen - wie derzeit in Nordrhein- Westfalen praktiziert -, hält einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht Stand. Im Gegenteil: die Analysen der repräsentativen PISA 2000-Daten zeigen, dass die Abstiege im Wesentlichen auf unzutreffende Grundschulempfehlungen zurückzuführen sind. Um aber nicht missverstanden zu werden: Die hier dokumentierten Ergebnisse stellen die Institution der verpflichtenden Grundschulempfehlung wegen mangelnder Reliabilität in Frage, nicht die Grundschullehrer selber. Weder ist die Vermittlung entsprechender Diagnostik- und Prognosekompetenzen Bestandteil der universitären Lehrerausbildung noch gehören Kaffeesatzlesen und Hellseherei zum verpflichtenden Fortbildungsprogramm von Lehrern. Aber auch mit noch so elaborierten Diagnostikkompetenzen lässt sich eine grundlegende Tatsache nicht leugnen, dass sich nämlich das Leistungsvermögen Zehnjähriger und dessen weitere Entwicklung nicht hinreichend sicher einschätzen und voraussagen lässt. Deshalb: Nichts für ungut, Frau Pfotenhauer (meine Grundschullehrerin hieß wirklich so). Und: danke, liebe Eltern. Denn der hier vorliegende Text wäre wohl nie geschrieben worden, wenn die Eltern des Autors sich seinerzeit an die Grundschulempfehlung zum Besuch einer weiterführenden Schule hätten halten müssen. AB [Ganzer Bericht der Universität Duisburg-Essen als pdf] (siehe auch: Dr.Rainer Block, Fachbereich Bidungswissenschaften der Universität Duisburg-Essen, Januar 2006 |
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